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Bienen essen keine Wurst

Erkennen Sie die Biene? (fahren Sie mit dem Mauszeiger über das Bild)

Bienen werden häufig mit Wespen, die im Spätsommer zur Plage werden können, verwechselt. Grillwurst oder Käsebrötchen interessieren die Bienen nicht. Sie sammeln Nektar und Pollen, um ihre Brut versorgen zu können und Vorräte für den Winter anzulegen.

Bei allen Vorbehalten gegen Wespen: auch sie gehören zum Ökosystem und stehen unter Naturschutz!

 

Honigbienen - die Bestäubungsprofis

Die Beschäftigung mit Bienen lässt schnell erkennen, dass es um mehr geht als um Schwänzeltanz, Honigernte und Bienenwachskerzen.

Ca. 80 % der 2.000 – 3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Honigbienen als Bestäuber angewiesen. Neben den Honigbienen gibt es in Deutschland über 500 Arten von Wildbienen (mehr über Wildbienen lesen) und ca. 40 Arten Hummeln (mehr über Hummeln lesen), die natürlich auch ihren Anteil an der Gesamtbestäubungsleistung haben.

Bienen sind ...

  • extrem anpassungsfähig und besuchen eine große Anzahl unterschiedlicher Blüten.
  • blütenstet, das heißt, Honigbienen bleiben während eines Sammelfluges immer einer Blütenart treu (dem Apfelbaum hilft es nämlich wenig, wenn er mit Birnenpollen bestäubt wird).
  • perfekt organisiert. Spezielle Sammlerinnen kümmern sich ausschließlich um das Eintragen der Tracht.
  • Solitärinsekten bei der Bestäubungsleistung insgesamt dank ihrer großen Anzahl überlegen.
  • kommunikationsfähig. So geben sie z.B. mit bestimmten Bienentänzen die Position zu einer Futterquelle erstaunlich genau weiter.
  • staatenbildend. Einige "Volksentscheide" werden sogar auf demokratischem Weg gefällt.
  • sehr ökonomisch. So wird zuckerschwacher Nektar nicht angenommen, nähere Trachten werden bevorzugt angeflogen.
  • die wichtigsten Nutztiere nach Rind und Schwein.
  • unermüdlich im Einsatz: sie schlafen (fast) nie und haben immer etwas zu erledigen.
  • wichtig für die Ertragslage von Obst und Gemüse, denn Erträge und Qualitätsmerkmale wie Gewicht, Gestalt, Zucker-Säure-Gehalt, Keimkraft, Fruchtbarkeit und Lagerfähigkeit werden deutlich gesteigert.
  • sehr friedlich und stechen nur, wenn sie bedrängt werden.
  • fähig als Volk zu überwintern.

Für Zahlenliebhaber ...

  • Rund 80 % der 2.000 – 3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Honigbienen als Bestäuber angewiesen.
  • Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung übersteigt den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache. Dies sind rund 2 Milliarden Euro jährlich in Deutschland und 70 Milliarden US-Dollar weltweit.
  • Etwa 40.000 Mal müsste eine Biene ausfliegen, um einen Liter Nektar zu sammeln, der schließlich ca. 500 Gramm Honig ergibt.
  • An einem Tag fliegt eine Biene bis zu 30 Mal aus und besucht bei einem Flug 200 bis 300 Blüten.
  • Ein gesundes Volk startet mit etwa 4.000 bis 8.000 Arbeiterinnen ins neue Jahr, während in den Sommermonaten bis zu 50.000 Bienen in einem Volk leben.

(Quelle: Deutscher Imkerbund)

 

Alle drei Bienenwesen sind für das Überleben und das Funktionieren des Bienenvolkes gleichermaßen wichtig. Die Volksgröße und die Anzahl der Arbeiterinnen und Drohnen wird vom Bienenvolk selber gesteuert. Sie ist unmittelbar abhängig von der Witterung, dem Standort und der Tracht (Futterquellen).

Ein Bienenvolk besteht aus:

  • 5.000 - 50.000 Arbeiterinnen, Größe ca. 12 - 15 mm
  • 1 Königin, Größe ca. 18 - 22 mm
  • 0 - 1.000 Drohnen (männliche Bienen), Größe ca. 15 - 17 mm

 

Die Königin legt unbefruchtete Eier, aus denen sich Drohnen entwickeln oder befruchtete Eier für die Arbeiterinnenbrut. Welches Ei in welche Zelle gelegt wird, bestimmen indirekt die Bienen durch die vorbereitete Größe der einzelnen Zellen. Werden vermehrt Drohen benötigt, bauen die Bienen in Ecken und Wabenrändern vermehrt größere Zellen für größere Drohnenbrut.

So werden Entscheidungen im Volk nicht von der Königin getroffen, sondern die Bienen reagieren gemeinschaftlich auf den Jahresverlauf oder geänderte Lebensbedingungen. Sie wissen genau, wann was getan werden muss. Die Honigbienen in ihrer sozialen Gemeinschaft haben Fähigkeiten entwickelt, die eine einzelne Biene nicht beherrscht.

Besonders gut ist dieses Verhalten beim natürlichen Vermehrungstrieb der Bienen, dem Schwärmen zu beobachten.

 

Wie sich Honigbienen vermehren und Ihre Art erhalten

Sind die Umstände für die Bienen günstig, stellen sie von Wachstum auf Schwarmstimmung um. Jetzt läuft im Bienenvolk ein erprobtes Prozedere ab, welches kaum mehr gestoppt werden kann.

Das Volk teilt sich. Bei schönstem Flugwetter zwischen 11:00 und 15:00 ist ein deutliches Summen zu hören, wenn innerhalb von 10 Minuten ca. 20.000 Bienen aus dem Flugloch schießen und am Himmel wild durcheinander schwirren.

Kurz darauf sammeln sich die abgeschwärmten Bienen in der Nähe an einem Baum oder Strauch. Die Königin ist mitten drin. Schon Tage vorher haben die Bienen Späherinnen, die sogenannten Spurbienen, mit der Suche nach einem neuen Heim beauftragt. Alle Spurbienen teilen ihre Vorschläge mit und werben um Anhängerinnen. Fast demokratisch folgt der Schwarm dem Vorschlag, welcher die meiste Unterstützung erfährt.

Spätestens am nächsten Tag zieht der Schwarm in die neue Behausung ein, baut neue Waben und das Volk wächst wieder. Die daheimgebliebenen Bienen haben vor dem Auszug des Schwarms die Möglichkeit bekommen, dass aus einer neu angelegten Königinnenzelle eine neue Königin schlüpfen kann.

So ist das Risiko gleichmäßig verteilt. Beide Volksteile haben die gleichen Überlebenschancen und wenn alles klappt, sind aus einem Volk zwei Völker entstanden.

Ein abgehender Bienenschwarm ist ein unglaubliches Naturschauspiel, das jeder genießen sollte, der die Gelegenheit hat, es einmal zu erleben.

Links die Zuckerschleckerin, rechts die FleischfresserinLinks die Zuckerschleckerin, rechts die Fleischfresserin

   Beispiel Äpfel: 2016 wären ohne Bienenbestäubung ca 300.000 Tonnen weniger Äpfel geerntet wordenBeispiel Äpfel: 2016 wären ohne Bienenbestäubung ca 300.000 Tonnen weniger Äpfel geerntet worden

  ... und mit vollen "Hosentaschen"... und mit vollen "Hosentaschen"

 

Eine Sammlerin im Borretsch ...Eine Sammlerin im Borretsch ...

Die Arbeiterin, sie macht die ganze Arbeit und ist die wirkliche ChefinDie Arbeiterin, sie macht die ganze Arbeit und ist die wirkliche Chefin

Die Königin, sie hält das Volk zusammen und sorgt für NachwuchsDie Königin, sie hält das Volk zusammen und sorgt für Nachwuchs

 Der Drohn, lässt sich von seinen Schwestern pflegen und begattet, wenn er Glück hat, eine fremde KöniginDer Drohn, lässt sich von seinen Schwestern pflegen und begattet, wenn er Glück hat, eine fremde Königin

 

Ein Schwarm sammelt sichEin Schwarm sammelt sich

 

Ein Bienenschwarm in einer ThujaEin Bienenschwarm in einer Thuja


Bienensterben und Insektenschwund

Alles wäre soweit gut, wenn nicht vor ca. 30 Jahren ein Parasit, die Varroamilbe, auch nach Deutschland eingeschleppt worden wäre.

Wegen dieser Varroamilbe ist in Deutschland kein Bienenvolk mehr ohne imkerliche Unterstützung dauerhaft überlebensfähig und auch ein kerngesunder Schwarm würde ohne imkerliche Eingriffe und Pflege höchstens einen oder zwei Winter überleben.

Die Bienen können sich in Ihrer Entwicklung nicht so schnell an den Parasit anpassen (sie haben ja immerhin viele Millionen Jahre ohne ihn gelebt) und werden massiv durch die Varroamilbe bedroht.

Unter Imkern gilt der Merksatz: Hast du die Varroa im Griff, regeln die Bienen den Rest schon alleine.

Die Varroamilbe (Varroa destructor, ein wahrlich passender Name) vermehrt sich in der Bienenbrut und schädigt diese auf vielerlei Weise. Die Lebenszeit betroffener Bienen ist verkürzt und bei manchen sind die Flügel verkrüppelt.

Bis zu einer gewissen Schadensschwelle kommen gesunde Völker mit der Varroa zurecht. Während sich das Bienenvolk schon ab der Sommersonnenwende langsam auf den Winter vorbereitet und seine Volksstärke reduziert, vermehren sich die Varroamilben in der Bienenbrut weiterhin rasant. Im Herbst ist der Milbendruck dann so stark, dass es zu einem regelrechten Zusammenbruch des Bienenvolkes kommt. Auch andere Krankheiten, gegen die Bienen normalerweise gut gewappnet sind, haben bei einem durch Varroa geschwächten Bienenvolk leichtes Spiel.

Durch permanente Kontrolle der Bienenvölker haben wir allerdings die Möglichkeit, die Anzahl der Milben, die sich im Bienenvolk befinden, zu erkennen und den Varroa-Druck auf die Völker gering zu halten bzw. zu mindern.

Es erfordert viel Arbeit und konsequentes Handeln, damit uns Anblicke toter Bienenvölker in Zukunft nicht mehr ganz so häufig begegnen.

Leider ist es nicht nur die Varroamilbe, die den Insekten so zusetzt. Auch viele in der Landwirtschaft eingesetzte "Pflanzenschutzmittel" tun ihren Teil zum Insekten- und Bienensterben dazu. So schädigen z.B. Neonicotinoide das Nervensystem der Bienen derart, dass sie ihre verblüffende Fähigkeit der zentimetergenauen Navigation verlieren und dann weder nach Hause noch zu den Trachtquellen finden.

Auch Glyphosat (ein Verbot wird seit Jahren europaweit diskutiert) ist beileibe kein Hautpflegemittel, sondern "das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel der Welt und ein sogenanntes "Totalherbizid". Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Herbizideinsatz überlebt. Bekannt ist es vor allem unter dem Markennamen "Roundup", ein Produkt von Monsanto. Glyphosat ist laut Krebsforschungsagentur der WHO wahrscheinlich krebserregend beim Menschen – und es trägt maßgeblich zum Artensterben in der Agrarlandschaft bei". (Quelle: BUND, www.bund.net/umweltgifte/glyphosat/)

Nicht zuletzt ist es die generelle Verarmung unserer Landschaft (Stichwort Gärten des Grauens), Monokulturen in riesigen Ausmaßen, wenige Möglichkeiten zu Ansiedlung von Insekten und Vögeln (die Aufzählung kann noch weit fortgeführt werden), die es unseren Bienen, anderen Insekten und damit später auch uns sehr schwer machen.

In diesem Zusammenhang möchten wir auf eine unglaublich sehenswerte Dokumentation in der ARTE-Mediathek hinweisen: "Insektenkiller - Wie Chemieriesen unser Ökosystem zer- stören", 93 min    Link zum Film ...

Insofern ist also der Begriff "Bienensterben" nicht ganz korrekt, da ja hinter jedem Bienenvolk ein Imkernder steht und sich kümmert, denn ohne uns gäbe es das Bienensterben tatsächlich. Alle Maßnahmen zum Wohle der Biene helfen deshalb auch den "wilden" Schwestern.

 

Drei Varroamilben auf einer BienenpuppeDrei Varroamilben auf einer Bienenpuppe

 

 

 

Ein trauriger AnblickEin trauriger Anblick

 

 

 

EINE Folge unserer intensiven LandwirtschaftEINE Folge unserer intensiven Landwirtschaft

 

 

 

Was soll es denn hier wohl geben für Insekten und Vögel?Was soll es denn hier wohl geben für Insekten und Vögel?


Imkern in der Stadt

Seit 2012 bewirtschaftet Nicolas Géant einige Völker auf den Dächern der Kathedrale Notre Dame, Paris, und weitere 150 Völker im Raum Paris. (Bilduelle: Wiener Zeitung, 28.5.2015)

Fazit: Bienenhaltung ist überall möglich.

Sie ist also nicht nur möglich, sondern für die Bienen auch von Vorteil. In Gegenden intensiver Landwirtschaft ist das Nahrungsangebot zeitlich sehr begrenzt, die Bienenvölker müssen umgesetzt werden (oft in weit entferne Trachtgebiete), was natürlich nicht nur dem Imker Stress bereitet. Thorsten Wiegers vom NABU-NRW formulierte es in der "Westfälischen Rundschau" vom 13.7.2017 so: "Die Biene - und überhaupt jedes nektarsammelnde Insekt - mag es wild. Und wilder sind heute eben die Städte: hier eine Lindenalle, dort ein Schrebergarten, da ein Park und einige Balkonkästen, während in der Landwirtschaft längst Monokulturen dominieren. Gerade späte Trachten gibt es dort kaum noch".

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Übrigens: den verheerenden Brand am 15.April 2019 haben alle Völker auf den Dächern von Notre Dame überlebt.

Nicolas Géant auf den Dächern Notre Dame's, Paris, bei der Durchsicht seiner VölkerNicolas Géant auf den Dächern Notre Dame's, Paris, bei der Durchsicht seiner Völker


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